3. Entwicklung neuer Betreuungsstrategien

"Medizin beginnt naturgemäß dort, wo dem Patienten
der Verlust der Selbstregulation droht."

03 Neue Strategien in der medizinischen Betreuung 

Die fortwährende Kommerzialisierung und Spezialisierung besonders seit dem Jahrtausendwechsel haben tiefe Einschnitte im Gesundheitswesen mit sich gebracht. 

Bis hinein in das Fach Medizin kann man die Spuren verfolgen. Allein die Front der primär gewinnorientierten Personalien – Verwaltung und leider auch Ärzte - unterläuft permanent das ethische Gefüge der Medizin. 

Die vehement vorangetriebene Spezialisierung orientierte sich primär an den Organen und deren Substrukturen. Damit schrumpften die Geltungsbereiche, sodass die wissenschaftlichen Grundlagen für den gesamten Menschen keine effizienten Therapien mehr abwarfen. 

Singuläre Diagnosen erhielten immer mehr Facetten. Um ihnen therapeutisch gerecht werden zu können, sollen sich die Ärzte bis zu dem Zeitpunkt gedulden, an dem ein messbaren Schaden entstanden ist. 

Besser heilen zu können bedeutet nicht automatisch, dass die Krankheiten zurückgehen. Den Fall haben wir gerade in Deutschland. 

Ein System im Sinne einer strukturierten, ganzheitlichen Betrachtung des Menschen in die Medizin zu integrieren, dürfte angesichts der bestehenden Probleme eine breite Zustimmung erwarten können, denn das Gesundheitswesen bleibt weit hinter seinen Möglichkeiten zurück.

 Am Beginn steht die Aufgabe, die in Vergessenheit geratenen Thesen über die evolutionär ausgeformte bio-psycho-soziale Komplexität des Menschen wieder zu generieren, um einem Ganzheitsprinzip näher zu kommen. 

Die Systemmedizin wie sie heute möglich geworden ist, 

baut auf drei Säulen auf:

  • Eine ihrer großen Herausforderungen in der Zukunft wird die Entwicklung von Methoden zur Implementierung von Risikoparametern sein. Die Erforschung der klinischen Relevanz besonders der Bioprädiktoren steht an der Spitze der Herausforderungen.


  • Die zweite Säule fordert den Paradigmenwechsel in der Krankheitsauffassung heraus. Der veränderte Ansatz muss sich dann in der therapeutischen Intervention und der medizinischen Betreuung widerspiegeln. Dem beigefügt, benötigen die Ärzte unbedingt ein Grundverständnis für die Mechanismen, die den Einfluss der Psyche als Risikofaktor im Krankheitsgeschehen determinieren.
  • Als dritte Säule bedarf es der Konstituierung einer den Erfordernissen der Zeit angepassten medizinischen Betreuung, die in der hier vorgestellten ärztlichen Systemmedizin in der Form einer erprobten Methode, der „Risikodispensaire“, empfohlen werden soll.


Um mit dem Modell der Systemmedizin effizient arbeiten zu können, bedarf es einer Definition des Geltungsbereiches. Sie kommt in der Praxis dort zum Einsatz, wo bei dem Patienten ein Abbruch der Fähigkeit zur Rückregulation in ein organismisches Gleichgewicht zu befürchten ist.


Medizin beginnt naturgemäß dort, wo dem Patienten der Verlust der Selbstregulation droht. 



In dieser Grauzone sind die Fähigkeiten des Arztes unentbehrlich. Ist der Dynamik der Krankheit Rechnung getragen worden, dann kommen im späten Stadium des Verlustes der Rückregulation evidenzgesicherte Leitlinien zum Tragen.    

Literatur zur Begleitung des Forschungsprojektes


Die Entwicklung konzeptioneller basismedizinischer Betreuungstrategien
Teil I


Die Entwicklung konzeptioneller basismedizinischer Betreuungstrategien
Teil II


Funktion der Psyche als Risikofaktor im evolutionären und sozialen Kontext
Teil III